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Über das Projekt

Die Musik von David Eisenstadt

Das Projekt verfolgt das Ziel, die polnische Kultur im Ausland zu fördern, indem es das einzigartige jüdische Erbe des Vorkriegs-Warschau präsentiert. Durch Konzerte in Berlin und Hannover wird das musikalische Schaffen eines herausragenden polnischen Komponisten und Dirigenten ins öffentliche Bewusstsein zurückgeholt. Das Projekt trägt zur Förderung des internationalen kulturellen Dialogs bei und unterstreicht die Rolle Polens als ein Land, das sein multikulturelles Erbe pflegt.

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Die Große Synagoge an der Tłomackie in Warschau wurde am jüdischen Feiertag Rosch Haschana im Jahr 1878 feierlich eingeweiht. Sie entwickelte sich zu einem zentralen Ort des jüdischen Lebens in der Stadt und galt als eines der schönsten Bauwerke, die in Polen des späten 19. Jahrhunderts entstanden. Auch aufgrund ihrer musikalischen Bedeutung ging die Synagoge in die Geschichte ein: Die renommiertesten Kantoren jener Zeit wirkten hier. Ein Chor, der von exzellenten Dirigenten geleitet wurde, sang zur Begleitung einer Orgel oder eines Harmoniums. Am 16. Mai 1943 wurde die Große Synagoge von den Deutschen gesprengt – ein symbolträchtiger Akt im Zuge der Niederschlagung des Aufstands im Warschauer Ghetto und der Zerstörung des jüdischen Viertels. Die reiche musikalische Tradition ist bis heute nicht an diesen Ort zurückgekehrt.

Ein herausragender Musiker, Komponist und Arrangeur, Dirigent, Pädagoge, Musikschriftsteller und Autor einer populären Enzyklopädie der jüdischen Musik – so stellte Prof. Marian Fuks David Eisenstadt vor. In seinen Schriften schilderte er nicht nur die Arbeit des Chors der Großen Synagoge an der Tłomackie in Warschau unter Eisenstadts Leitung, sondern auch seine persönlichen Erinnerungen an dessen Auftritte.

David Eisenstadt ging als einer der bedeutendsten Vertreter der Chorkunst in Polen in die Musikgeschichte ein. Die renommiertesten Musiker seiner Zeit kamen, um die Kunstfertigkeit seines Ensembles sowohl in der Liturgie als auch bei weltlichen Konzerten zu erleben. Privat wurde Eisenstadt als temperamentvoll beschrieben – ein emotionaler, fröhlicher, geheimnisvoller, mystischer und nonkonformistischer Mensch. In der Arbeit mit seinem Chor hingegen galt er als pedantisch: Er legte größten Wert auf korrekte Atmung, klangliche Nuancen, präzise Diktion und die Perfektion der Darbietungen.

Als wir über David Eisenstadt und seinen Lebensweg lasen – von der Kleinstadt Nasielsk über Riga, Vilnius, Rostow und Berlin bis hin zu seinem großen Ruhm in Warschau – erwachte in uns zunächst der Wunsch und schließlich der Traum, seine Musik wiederzuhören. In jedem Buch, jedem Artikel, in jeder Erinnerung wurde er als der vollendetste jüdische Künstler des Vorkriegspolens beschrieben. Und seine Musik? Sie war in unserem Land nirgends mehr zu finden. Es schien, als wären mit der Zerstörung des Warschauer Ghettos durch deutsche Truppen und mit dem Tod der Familie Eisenstadt – seine Tochter starb am Umschlagplatz, David und seine Frau im deutschen Vernichtungslager Treblinka – auch diese Klänge für immer verloren gegangen.

Und doch hielten wir – nach einer hartnäckigen Suche in Archiven auf drei Kontinenten – schließlich wieder seine Noten in den Händen. Wir hörten erneut die Gebetsgesänge, die meisterhaften Rezitative und das Lied „Und wie der König in den Krieg zog“, vertont nach einem Text von Maria Konopnicka, einer der bedeutendsten polnischen Schriftstellerinnen. Heute, da diese Werke in Form der ersten Einspielung wieder erklingen, haben die Erinnerungen an David Eisenstadt nicht nur ihre Ergänzung gefunden – sie haben ihre Bestätigung erhalten.

Im 20. Jahrhundert wurden unzählige Dinge zerstört, ausgelöscht, vom Antlitz der Erde getilgt. Heute zeigen wir, dass sie dennoch wieder aufgebaut werden können – dass man sich an sie erinnern und sie neu zum Leben erwecken kann. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts schien es, als würde ein Krieg solchen Ausmaßes nie wieder geschehen. Und doch: Vor unseren Augen sterben erneut Menschen, werden Städte dem Erdboden gleichgemacht, wird kulturelles Erbe in Asche verwandelt. Mit der Präsentation von David Eisenstadts Musik setzen wir ein Zeichen der Hoffnung – ein Zeichen dafür, dass Wiedergeburt möglich ist. Für jeden Menschen, der zerstört, sollte es einen geben, der aufbaut. Die Zerstörung – ganz gleich, von wem oder was sie ausgeht – darf nicht den Sieg davontragen. Wir hoffen, dass sich auch in den kommenden Jahrhunderten Menschen daran erinnern werden.

Das Projekt „Die Musik von David Eisenstadt“ entstand aus dem Bedürfnis, vergessene jüdische Musikschaffende aus Polen ins öffentliche Bewusstsein zurückzuholen, und aus der tiefen Überzeugung, dass Musik Brücken bauen kann – dort, wo die Geschichte Wunden hinterlassen hat. Ziel des Projekts ist es, nicht nur die polnische Kultur im Ausland zu fördern, sondern auch einen aktiven Beitrag zum interkulturellen Dialog zu leisten – durch Klang, Emotion und gemeinsames Musikerleben.

Die in Berlin und Hannover geplanten Konzerte verfolgen mehrere Ziele:

  • ✨ Präsentation des polnisch-jüdischen Kulturerbes als integraler Bestandteil der polnischen Kultur,

  • 🌍 Stärkung des positiven Bildes Polens als ein Land, das Erinnerung pflegt, sich seiner Geschichte stellt und aktiv am internationalen Kulturaustausch teilnimmt,

  • 🤝 Brückenbau zwischen Nationen und Religionen, durch einen künstlerischen Dialog, der auf gemeinsamen Wurzeln und der universellen Sprache der Musik basiert,

  • 📣 Förderung polnischer Künstler*innen und Ensembles (Match Match Ensemble, Lilianna Krych, Jakub Stefek), die sich mit zeitgenössischer Interpretation historischer Werke beschäftigen,

  • 🕊️ Wiederbelebung des geistigen Erbes Mittel- und Osteuropas, das über Jahrhunderte die Identität der Region geprägt hat.

Das Projekt verbindet künstlerische Sensibilität mit einem bildungs- und gesellschaftspolitischen Auftrag. Es ist nicht nur ein Konzert – sondern eine symbolische Reise in eine untergegangene Welt und zugleich ein Beweis dafür, dass Kultur Grenzen überwinden kann – geografische, sprachliche, historische. Mit der Unterstützung des polnischen Kulturministeriums können wir diese Geschichte einem internationalen Publikum erzählen und zeigen, dass Erinnerung und Schönheit Hand in Hand gehen können.

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Projekt gefördert durch den Minister für Kultur und nationales Erbe

 

Konzerte „Die Musik von David Eisenstadt“

Das Projekt wurde aus Mitteln des Ministers für Kultur und nationales Erbe Mitteln des Fonds für Kulturförderung im Rahmen des Programms „Förderung der polnischen Kultur im Ausland 2025“ kofinanziert.

Förderung: 177 000 PLN
Gesamtkosten des Projekts: 203 250 PLN

Das Projekt umfasst die Organisation von zwei Chorkonzerten, die dem Werk von Dawid Ajzensztadt gewidmet sind – einem herausragenden Dirigenten und Komponisten, der mit der Großen Synagoge an der Tłomackie-Straße in Warschau verbunden war. Die Konzerte finden in der Botschaft der Republik Polen in Berlin sowie in der Markuskirche in Hannover statt, aufgeführt vom Match Match Ensemble, Lilianna Krych, Wojciech Parchem und Jakub Stefek. Ziel des Projekts ist es, das vergessene Erbe der jüdischen Musik in einem modernen, konzertanten Kontext zu präsentieren und bekannt zu machen.

Datum der Vertragsunterzeichnung: 17.03.2025

Das Projekt wird vom Ministerium für Kultur und Nationales Erbe aus Mitteln des Fonds für Kulturförderung kofinanziert

ministry of culture and national heritage republic of poland

@ SPOT.ON ART Stiftung WWW.SPOTONART.COM 2025

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